„Der große Prangertag“ – in Zeiten der Corona-Krise anders als gewohnt
Fronleichnamn in der Pfarrei Pfaffmünster
Das Fronleichnamsfest ist Sinnbild für gelebtes Christentum. Es wird sichtbar gemacht, was wir glauben. Gott ist bei uns, auf den Straßen unserer Dörfer und Städte. Dieser Festtag wird jedes Jahr am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest begangen. In prächtigen Prozessionen wird das Allerheiligste durch die Straßen getragen. Eine große Zahl von Gläubigen hat bisher an diesen Prozessionen in den Pfarrgemeinden unseres Landkreises teilgenommen. Es war eine Pflicht und Ehrensache, dass zahlreiche Mitglieder der weltlichen und kirchlichen Ortsvereine mit ihren Fahnen und Uniformen bzw. ihrer Vereinskleidung beim „Großen Prangertag“ dabei waren. Auch für die Erstkommunionkinder war es eine große Freude, mit ihren festlichen Gewändern bei der Prozession mitzugehen. Leider ist dieser schöne große Prangertag in diesem Jahr aufgrund der Corona-Krise so nicht durchführbar.
Nachdem in der Pfarreiengemeinschaft Kirchroth-Münster-Kößnach jeweils separat das Fronleichnamsfest stattfindet, wurde dieses in unserer Pfarrgemeinde Münster bereits am Dreifaltigkeitssonntag vorgezogen. Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Unter Einhaltung der staatlichen Infektionsvorschriften mit allen Anweisungen der Diözese Regensburg begann in unserer Pfarrkirche St. Tiburtius um 8.30 Uhr der feierliche Gottesdienst, wenn auch mit einer kleineren Gemeinschaft, zelebriert von Pfarrer Emilian Senguo und mitgestaltet von Gemeindereferentin Christine Schmid. Die musikalische Umrahmung übernahm Chorregentin Regina Wildner-Gruber. Am Schluss des Gottesdienstes wurde von Pfarrer Senguo mit der Monstranz der Segen erteilt.
In der Pfarrei Pfaffmünster war es bisher eine schöne Tradition, dass bei der Fronleichnamsprozession vier Heiligenfiguren mitgetragen wurden. Die erste Figur, die „Herz-Jesu-Figur“ ist die Figur von Jesus Christus, sie gilt als Synonym für das erlösende Leiden des Gottessohnes. Weiter wurde die Figur der „Muttergottes“ mitgetragen, als unsere große Fürsprecherin und Vermittlerin, als Miterlöserin und Frau aller Völker. Außerdem war die Figur des „Heiligen Sebastian“ dabei. Er ist besonderer Patron der Pfarrkirche St. Tiburtius in Pfaffmünster. Im Jahre 1862 wurde in Münster sogar eine Sebastiani-Bruderschaft gegründet. Sebastian gilt als der älteste Pestpatron. Die vierte Figur stellt die „Heilige Notburga“ dar. Aufgrund des „Sichelwunders“ gilt sie als Patronin der Dienstmägde, der Einhaltung der Arbeitsruhe und des Feierabends, bei Viehkrankheiten und für alle Nöte der Landwirtschaft. Nach alten Erzählungen wurde im Jahre 1929 die Figur der Hl. Notburga bei der Fronleichnamsprozession nicht mitgetragen. Am 4. Juli 1929 um ½ 5 Uhr nachmittags setzte dann in unserer Gegend ein großes Unwetter mit schwerem Hagel ein und vernichtete die gesamte Ernte. Ab dem darauffolgenden Jahr wurde dann die „Heilige Notburga“ bis einschließlich des vergangenen Jahres wieder mitgetragen.
Aufgrund der Corona-Krise war heuer die Fronleichnamsprozession ausgefallen. Der Seelsorgerat hat deshalb beschlossen, die vier genannten Figuren auf einem kleinen Altar in der Pfarrkirche St. Tiburtius aufzustellen und mit vielen Blumen festlich zu schmücken, um damit die Tradition wenigstens ein bißchen aufrecht zu erhalten. Auch die Herz-Jesu-Fahne, welche immer voran aller Figuren mitgetragen wurde, wurde hier integriert.
Lydia Ebenbeck